Samstag, 8. Januar 2011

"Russischer" Fadenansatz (spleissen)

Kein Wollknäuel ist endlos lang und ab und zu gibts auch mal Knoten in der Wolle. Das heisst also einen neuen Faden einsetzen.
Eine Möglichkeit ist das "russische" Fadenansetzen, auch Russian Join genannt. Ich benutze gerne deutsche Begriffe und spreche deshalb vom Spleissen. Spleissen ist eine Technik, die sehr breit Verwendung findet. Ein Beispiel, das beweist, dass diese Methode wirklich hält, sind die Seilbahnen. Auch da werden die bis zu 50 Drahtseile mit der Spleisstechnik verbunden.

Zuerst machen wir am einen Fadenende eine Schlaufe. Wir fädeln dazu die Wolle in eine stumpfe feine Wollnadel. Für die ersten Versuche empfehle ich nicht mit der Wolle zu sparen. Später mit ein bisschen Übung und Erfahrung kann man recht knapp hantieren.


Dann stechen wir mit der Nadel in den Wollfaden, das heisst, wir suchen das Zentrum und stossen die Nadel im Mittelkern der Wolle durch. Das braucht etwas Geduld und Ruhe. Nicht gleich aufgeben, auf einmal machts Klick und man hat den Dreh raus.


Und dies ist ein wichtiges Stichwort, eigentlich braucht's eine ganz ganz leichte Drehbewegung, die Wolle nicht spannen, sondern locker halten. Auf keinen Fall in Auf- und Abbewegungen die Nadel durchstechen, sonst funktioniert das Prinzip nicht und die Übergangsstelle ist später im Strickwerk sichtbar. Den Faden druchziehen, dabei aber unbedingt die Schlaufe gross genug lassen.


Nachdem nun das eine Fadenende vorbereitet ist, nehmen wir das zweite in Angriff. In die Wollnadel einfädeln


und zuerst durch die Schlinge des bereits präparierten ersten Fadens durchziehen.



Und nun auf die genau gleiche Weise wie beim ersten Faden wieder durchs Zentrum der Wolle stechen und das Fadenende durchziehen.


Unsere beiden Fadenenden sind nun bereits verbunden.


Jetzt müssen wir die ganze Geschichte noch anziehen. Dafür am besten etwas unter der Schlaufe zwischen Zeigefinger und Daumen halten und mit der anderen Hand am Fadenende ziehen. Keine Panik, zu fest ziehen ist nicht möglich, wenn man am Ende zieht. Dies an beiden Seiten machen. Jetzt kann man mit Gefühl von der Verbindungsstelle her das Ganze glattstreichen, auf beiden Seiten der Verbindungsstelle zur Wolle bzw. dem Strickstück hin, bis es schön glatt ist. Und so siehts dann aus.


Jetzt noch die überstehenden Enden abschneiden und fertig ist die Zauberei.


Ich schneide immer vor dem Verstricken ab, es wird schöner. Das Ganze hält bombenfest.


Diese Technik wende ich auch bei Färbewolle an wenn es einen Knoten in der Wolle hat. Das Spleissen hält im Gegensatz zu einem Knoten auch über die ganze Färbeprozedur. Et voilà, die verpleisste Wolle ist verstrickt. Praktisch nicht sichtbar und auch kaum spürbar.


Der Grund, weshalb das hält, ist eigentlich ganz einfach. Durch den Zug auf die Wolle zieht es den Wollfaden zusammen und hält so den innliegenden Faden bombenfest. Es funktioniert nicht bei jeder Wolle, aber beinahe bei fast jeder. Und die Wolldicke ist auch nicht entscheidend, also auch ganz dünne feine Wolle, wie hier Sockenwolle lässt sich spleissen.